Allgegenwärtig, ungewöhnlich und unbezähmbar
Warum uns Wasser so fasziniert!

Mehr als 163 Millionen Suchergebnisse bei Google. Pools und Schwimmteiche waren die Gewinner in der Gartenplanung 2020. Der Urlaub am Wasser, ob im eigenen Garten, am Meer oder auf dem Kreuzfahrtschiff boomt seit Jahrzehnten. Woher kommt diese Faszination für Wasser, diesem Medium der Superlative?
Vor grauer Urzeit sind unsere Vorfahren aus der Ursuppe gekrochen und haben sich irgendwann dazu entschlossen, auf dem Trockenen weiterzuleben. Trotzdem ist die Faszination Wasser nie verloren gegangen, bis heute gibt es kein Element, das häufiger und in so vielen Spielformen im Garten eingesetzt wird. Es ist beweglich, spiegelnd, transparent, durchsichtig, klar, reflektierend, chaotisch, beruhigend, erfrischend, aufwühlend, lebendig, immer gleich und dennoch immer verschieden….was macht Wasser mit uns? Klar, Wasser ist überlebensnotwendig für das Leben auf der Erde und überlebensnotwendig für uns Menschen. Doch das ist Luft auch, wir kommen deutlich länger ohne Wasser als ohne Luft aus. Allerdings lassen sich mit Luft höchstens Luftschlösser bauen und kaum jemand spricht von der Faszination „Luft“. Außer flugbegeisterten Menschen und Meteorologen.
Wasser verzaubert uns
Der Begriff Faszination bedeutet, dass etwas eine hohe Anziehungskraft hat, eine fesselnde und anziehende Wirkung, dem lateinischen Ursprung des Wortes nach sogar eine Verhexung und Verzauberung bewirkt. Hat die Magie des Wassers uns also verzaubert? Ohne Zweifel, denn Wasser spricht uns ganz tief in unserem Stammhirn an, dort wo die Gefühle sitzen. Im Gegensatz zu anderen Elementen spricht es uns mental positiv an. Wir erfassen Wasser mit allen Sinnen, wir riechen, schmecken und fühlen es, trotzdem ist es kaum fassbar für uns. Wollen wir es fassen, zerrinnt es uns zwischen den Fingern, es ist unfassbar im wörtlichen Sinne. Wasser ist sinnlich und dieser Sinnlichkeit sind schon große Künstler wie Monet, Turner, Longo und Hemmingway verfallen.
Als eines der vier Grundelemente Erde, Feuer, Luft hat Wasser alle Kulturen zur Mythenbildung angeregt, in denen ebenso geheimnisvolle Lebewesen wie Nymphen und Wassergeister gleichsam anziehend schön wie unvermeidlich tödlich eine große Rolle spielen und den Zwiespalt zwischen magischer Anziehungskraft, Schönheit und Furcht vereinen. Diese Mythen wirken bis heute nach, z. B. im Gattungsnamen der Seerose Nymphaea, dessen Ursprung auf die geheimnisvollen Wassernymphen zurückgeht. Wasser ist ein Element, das sein Aussehen und sein Wesen regelmäßig ändert. Mal ist es fest, mal flüssig und manchmal sogar dampfförmig. Es ist beweglich, mal umschmeichelt es uns, ist wunderbar sanft und kann uns sogar heilen, sei es als Getränk aus den Heilquellen oder bei Kneippkuren. Die Wandelbarkeit des Wassers hat Leonardo da Vinci in seinem Wasserbuch mit mehr als 50 Begriffen beschrieben. Liegt womöglich der Zauber des Wassers in seiner Beweglichkeit? Menschen lieben bewegtes Wasser. Die einen mögen es laut und wild, das Rauschen des Wasserfall, die anderen eher leise und ruhig wie bei einem Quellstein. Kaum ein Element ist so chaotisch und beruhigend wie Wasser. Die Menschen nutzen seien Beweglichkeit zum Transport von Waren und zur Reise, Kreuzfahrten sind, zumindest bis zur Corona-Pandemie ein Boomsegment der Touristikbranche. Wasser transportiert Nährstoffe, nimmt Schadstoffe auf und lässt sich wieder reinigen und wiederverwenden. Spricht diese Beweglichkeit vielleicht den Wunsch in uns nach Freiheit und Ungebundenheit an, und deshalb zieht es uns ans Wasser?
Wasser hat auch eine dunkle Seite, es ist unvergleichlich stark und rau, steckt voller Energie, die uns in Angstzustände treiben kann. Die Aquaphobie, die Angst vor dem Wasser, sitzt tief in uns. Aus gutem Grund, denn die Energie des Wassers vorsorgt uns nicht nur mit Strom, sondern kann in Form von Stürmen, Starkniederschlägen und Überschwemmungen unermesslichen Schaden anrichten. Das „Zähmen“ von Wasser in Brunnen und Wasserspielen war daher in der Gartengeschichte ein Versuch, die Überlegenheit des Menschen über das Element Wasser sichtbar zu machen. Doch am Ende hat immer das Wasser gewonnen, blieb unbezähmbar. Mal zerfraß es die Leitungen, mal sprengte es die Becken und manchmal versiegte es einfach. Selbst in unserer technisierten und aufgeklärten Welt haben wir versucht, uns unbeliebter Wasserflüsse schnell zu entledigen. Bäche wurden begradigt, Flüsse vertieft und Kanäle unter die Erde verlegt. Die Erfolge währten nur kurz und heute werden viele Flüsse und Bäche wieder renaturiert, um die negativen Auswirkungen der Kanalisierung zu mindern.
Mangel als Sehnsuchtsgrund
Liegt es am Mangel, denn verknappte Güter sind ja besonders begehrenswert? Nur rund 3% des weltweiten Wasservorkommens ist Süßwasser und damit bleibt es für uns ein extrem kostbares Gut. Liegt darin die Faszination? Wohl kaum, denn insgesamt gibt es mehr als genug Wasser auf unserem Planeten und unglaublich viele Urlauber verbringen ihren Urlaub am Meer. Und sind so begeistert davon, dass sie jedes Jahr wiederkommen und am liebsten ein Stück Meer zuhause im Garten haben möchten. Unsere Sehnsucht nach Wasser im Garten und der damit verbundenen Nähe zur Natur ist ungebrochen stark. Johann Wolfgang von Goethe schrieb in seinem „Gesang der Geister über den Wassern“: „Des Menschen Seele gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder nieder zur Erde muss es. Ewig wechselnd. Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser!“.
Wasser wirkt in uns, es bewirkt etwas in uns und macht etwas mit unserer Psyche, auch das ist mittlerweile durch viele Studien gut belegt. Der Blick aufs Wasser ist wie der Blick ins Lagerfeuer, er entschleunigt uns, ist oft eine Vorstufe zur Trance, absolute Entspannung, der Geist kann abschalten, es ist beruhigend monoton. Dieser einer Meditation ähnliche Effekt wird mittlerweile beispielsweise von Zahnärzten genutzt, da Patienten bei Meeresrauschen und dem Anblick von Wasser deutlich entspannter bei Zahnbehandlungen sind. Der Grund liegt wohl unter anderem darin, dass der Takt des Meeresrauschens unserem Atemrhythmus ähnelt und das Lichtwellenspektrum Blau-Grün-Türkis nachweislich entspannend und stressmindernd wirkt.
Die digitale Welle
Gartenbesitzer, Galabauer und Landschaftsarchitekten sind dem Thema Wasser schon von der Ausbildung her zugeneigt. Sie beschäftigen sich von Berufswegen mit allem rund um das Thema Wasser, von Abdichtungen bis Zooplankter. Verständlich, sie verdienen damit ihr Geld. Sie sind damit nicht alleine, denn egal ob Forscher oder Konzernvorstand, ob Kind oder Gartenbesitzer: Wasser zieht uns magisch an. Woran liegt das? Wer sich schnell über ein Thema informieren möchte, nach Bildern, Begriffen und Bauanleitungen forscht, der sucht im Internet. Schnell mal das Handy raus, das Tablet auf den Schoß und schon versinkt man in der digitalen Welt rund um das Thema Wasser. In unzähligen Facebookgruppen, Instagramfeeds und Youtube-Videos wird sich mit Wasser als Gestaltungsobjekt beschäftigt. Selbst in der heutigen, vom digitalen Zauber beherrschten Welt, sitzen wir gerne am Wasser und verlieren uns im stillen Betrachten. Vom Zierbrunnen bis zum Naturpool, vom Gartenteich bis zum Spiegelteich – Wasser ist gleichzeitig erfrischend, beruhigend, aufwühlend, lebendig und romantisch. Kein Element ist so vielseitig im Garten und keinem anderen Element gesteht man zu, dass es lebendig sei. Esoterik hin oder her, Menschen stehen dem Wasser aus gutem Grund ambivalent gegenüber: Unser Körper besteht zum Großteil aus Wasser, deshalb sollten wir eigentlich vernünftig mit diesem kostbaren Gut umgehen. Das Gegenteil ist der Fall, wir verschmutzen und verschwenden es weltweit, als ob es unendlich viel davon gäbe. Nur im heimischen Garten, z. B. im Schwimmteich oder im Koibecken, da legen wir extrem viel Wert auf Sauberkeit, Wasseraufbereitung und Sparsamkeit.
Wer sich beruflich mit Wasser auseinandersetzt, erliegt schnell seiner Magie. Der englische Dichter D. H. Lawrence äußerte sich zum Wasser einmal folgendermaßen: „Wasser ist H2O, zwei Teile Wasserstoff, ein Teil Sauerstoff. Aber da ist noch ein Drittes, das erst macht es zu Wasser, und niemand weiß, was das ist.“ Auch hier spielt Wasser seine Magie aus, es ist immer gleich und doch immer wieder verschieden und geheimnisvoll.
Letztendlich bleibt es unklar, welche Ursachen die Faszination für Wasser im Garten hat, was seine Magie ausmacht. Und vielleicht ist es genau das, was, uns an Wasser so reizt: Es ist und bleibt geheimnisvoll, egal wie tief wir darin eintauchen.

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