Die Herrenhäuser Gärten

Wasserkunst und Wasserspiele auf Weltklasseniveau

Die große Kaskade, bei der das Wasser über 24 Becken gleichmäßig nach unten fließt.

Romantische Gondelfahrten, venzianische Nächte und rauschende Feste – die Herrenhäuser Gärten waren in ihrer Hochzeit ein Zeichen der kurfürstlichen Größe und der Kreativität einer leidenschaftlichen Gartenliebhaberin. Kurfürstin Sophie, die Gattin des Kurfürst Ernst August setzte das Werk des Herzogs Johann Friedrichs fort: Einen Garten zu erschaffen, der zeigt, wie sich die Natur dem Willen des Menschen unterzuordnen hatte.

Und ganz nebenbei den Anspruch auf Zugehörigkeit zu einem der mächtigsten Königshäuser der Welt zu gehören. Wer heute durch die Herrenhäuser Gärten wandelt und in einem ruhigen Moment die Augen schließt, hört vielleicht noch das Rauschen der wallenden Kleider oder das kokette Lachen der Damen beim Lustwandeln durch den barocken Garten. Oder das Stöhnen der Soldaten und Arbeiter, die beim Bau dieses barocken Prestigeobjekts helfen mussten. Herzog Johann Friedrich hatte Ende des 17. Jahrhunderts die Grundlagen des Gartens gelegt, dafür mussten Bauernhäuser und Ställe weichen. Zur Blüte gebracht haben den Garten jedoch der Ehrgeiz und die Leidenschaft von Kurfürstin Sophie. Sie verbrachte ihre Jugend in Holland, brachte von dort ihr Liebe zu Pflanzen mit und ließ im Laufe der Bauarbeiten unzählige Wagenladungen mit exotischen Pflanzen nach Hannover transportieren. In Hannover formte sich ihr Wunsch, zur Herrin des Wassers zu werden und mit dem Garten ein Zeichen für die Stellung des Welfenhauses zu dokumentieren. Sie wusste sehr wohl, dass sie dafür Hilfe benötigte. Von Menschen mit großem technischen Verständnis und sie wusste auch, bei wem sie es finden konnte – unter anderem bei dem Erfinder Gottfried Wilhelm Leibniz, dem Philosophen van Helmont, dem Gärtner Martin Charbonnier und dem Bildhauer Jean Villers.

Was uns an diesem Abend in die Herrenhäuser Gärten zieht, sind die Kaskaden, Kanäle und Springbrunnen, die in keinem Barockgarten fehlen durften. Die Herrenhäuser Gärten sind ein Meisterwerk der Wasserkunst, die einmal mehr die Überlegenheit des menschlichen Geistes über die Natur demonstrieren sollte. Die Fontänen zeugten von der Überwindung der Schwerkraft durch das wachsende technische Verständnis der Menschen und gleichzeitig ersetzte das Wasser die lebenden Pflanzen. Im starren Muster der barocken Gärten ersetzte man sie gerne durch Kiesbeete, Buchshecken und Rasenflächen. Bei den Wasserspielen setzte man in Hannover wie im italienischen Tivoli oder im hessischen Wilhelmshöhe auf große Speicherbecken (bis zu 24 Millionen Liter groß) außerhalb der Stadt und ein ausgeklügeltes Hydrauliksystem mit kilometerlangen Rohrleitungen, um den enormen Wasserbedarf der Wasserspiele zu decken. Leibniz kam 1696 auf die Idee, die Leine aufzustauen und das Gefälle für ein Hebewerk zu nutzen. Die Durchführung seiner Idee allerdings erlebte er nicht mehr.

Die beleuchteten Fontänen und Wasserspiele der Herrenhäuser Gärten sind in den Sommermonaten ein beliebtes Ausflugsziel.

Mehrmals jährlich öffnen die Herrenhäuser Gärten ihre Pforten bis tief in die Nacht und beleuchten ausgewählte Wasserspiele. Wohltuend ist die Reduktion auf wenige Lichtfarben, besonders bei so ausdrucksvollen Wasserspielen wie der großen Fontäne. Rund 82 m schießt sie bei Windstille in die Höhe. Doch auch die kleinen Springbrunnen ziehen den Betrachter in einer lauen Sommernacht schnell in ihren Bann.

Mit einem Picknickkorb voller Leckereien, einem Glas Wein in der Hand sind die Wasserspiele der Herrenhäuser Gärten bei Nacht ein Muss für jeden Wassergartenfan. Und wer weiß, vielleicht begegnen wir dabei auch Kurfürstin Sophie, die uns bei einem Spaziergang durch den Garten ihres Lebens wohlwollend zunickt.

Mehr Informationen zu den Herrenhäuser Gärten: https://www.hannover.de/Herrenhausen

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